Seit der Gründung 1873 befindet sich die Handtmann Unternehmensgruppe in stetigem Wandel. Sie ist auch deshalb so erfolgreich und stabil, weil sie die verschiedenen Geschäftsfelder immer wieder auf zukunftsweisende Märkte ausrichtet. Dazu gehört auch, sich aus weniger aussichtsreichen Branchen zurückzuziehen. Aktuell macht der Handtmann Armaturenfabrik die schwierige Lage am Biermarkt zu schaffen. Hier ist eine Neuausrichtung geplant, die auch mit dem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein wird. „Die Handtmann Unternehmensgruppe besteht aus fünf Geschäftsbereichen. Einige bauen wir aus, etwa um uns für das Thema Elektromobilität aufzustellen. In diesem Zusammenhang steht zum Beispiel der Kauf der Firma Oelmaier im Dezember oder unser Bedarf nach einem weiteren Produktionsstandort für den Bereich Leichtmetallguss. In anderen Bereichen, wie bei der Handtmann Armaturenfabrik, müssen wir uns einem veränderten Markt anpassen“, erklärt Thomas Handtmann, Geschäftsführer der Albert Handtmann Holding GmbH & Co. KG.
Schwierige Zeiten in der Brauindustrie, dem bisher wichtigsten Markt für die Armaturenfabrik: Die weltweit produzierte Biermenge wächst kaum noch. Nur zehn Brauereikonzerne haben drei Viertel des Marktes unter sich aufgeteilt und üben Druck auf die Preise aus. Hinzu kommt ein starker internationaler Wettbewerb. Diese schwierige Situation macht nun eine Neuausrichtung der Handtmann Armaturenfabrik notwendig. Geplant ist, die Abhängigkeit von einzelnen Großprojekten für die Brauindustrie zu reduzieren, die Produktionskapazitäten entsprechend anzupassen und das Engagement in neuen Märkten auszubauen. Damit wird auch ein Abbau von rund 70 der insgesamt ca. 150 Arbeitsplätze der Handtmann Armaturenfabrik einhergehen.
Derzeit wird geprüft, ob es für die betroffenen Mitarbeiter Einsatzmöglichkeiten in anderen Firmen der Handtmann Unternehmensgruppe gibt. Darüber hinaus stehen finanzielle Mittel zur Verfügung, um einvernehmliche und sozial verträgliche Einigungen zu ermöglichen. „Der Handtmann Unternehmensgruppe geht es gut und in den anderen Geschäftsbereichen wird Personal gesucht. Wir nehmen die Verantwortung für unsere Mitarbeiter sehr ernst und setzen uns dafür ein, zufriedenstellende Lösungen für alle Beteiligten zu finden“, unterstreicht Thomas Handtmann. Der Betriebsrat und die IG Metall wurden über eine Neuausrichtung informiert und zeitnah soll über ein Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt werden.
Die Handtmann Armaturenfabrik wird auch weiterhin von Biberach aus weltweit am Markt tätig sein, Anlagen und Komponenten hier konstruieren, montieren und bei den Kunden in Betrieb nehmen.
Marktstrategie für weitere Branchen
In der strategischen Neuausrichtung sieht man bei Handtmann gute Entwicklungschancen für die Armaturenfabrik. Geplant ist, sich auf kleine und mittelgroße Brauereien vor allem in Europa zu konzentrieren. Zudem soll das Geschäft mit Herstellern von alkoholfreien Getränken und flüssigen Nahrungsmitteln weiter ausgebaut werden. Sehr zufriedenstellend entwickelt sich bereits heute der Bereich Filtration und Separation. Die Produkte des Bereichs Filtration und Separation trennen und reinigen Flüssigkeiten. Sie kommen in verschiedenen Branchen zum Einsatz, etwa in Molkereien oder der Pharmaindustrie. Die Märkte bieten gute Wachstumschancen, auch vor dem Hintergrund strengerer Umweltauflagen und einer steigenden Nachfrage nach Proteinen und Enzymen, die etwa in Nahrungsergänzungsmitteln und „Functional Food“ verwendet werden. In diesem Marktsegment ist die Handtmann Armaturenfabrik schon jetzt erfolgreich. Mit einem kompetenten Team in der Forschung und Entwicklung werden bestehende Produkte weiterentwickelt und neue Möglichkeiten für das Unternehmen erschlossen. „Die Maßnahmen sind schmerzhaft. Aber die Neuausrichtung der Armaturenfabrik ist notwendig, damit sie weiterhin am Markt bestehen kann“, so Thomas Handtmann.